Die Geschichte Siziliens

Sizilien


Die Geschichte Siziliens

Dank seiner zentralen Lage im Mittelmeer war Sizilien über die Jahrhunderte hinweg ein Treffpunkt und Schauplatz für verschiedene Zivilisationen aus Europa, Asien und Afrika.

Die geografische Position der Insel, die Lage im Zentrum des Mittelmeeres, in der Mitte dreier Kontinente liegend: Europa, Asien und Afrika, hat dazu geführt, dass Sizilien im Laufe der Jahrhunderte Treffpunkt und Schlachtfeld verschiedener Völker der alten, mittelalterlichen und modernen Welt gewesen ist.

Erste Bewohner

Die ersten, bekannten Einwohner Siziliens waren die Sikaner, ursprünglich ein iberischer Volksstamm, Grund für den antiken Namen der Insel: Sicania; und die Sikuler, ein Volk, dass aus Mittelitalien kam, die die Sikaner ins Landesinnere der Insel vertrieben und sich im Osten der Insel niederliessen.

Der westliche Teil Siziliens wurde bald darauf von den Elymern, ein Volk des Nahen Ostens, besetzt, und wie Vergil in seiner Aeneis uns erzählt, waren sie die Wegbegleiter von Aeneas, die sich dann verweigerten dem trojanischen Held nach Lazio zu folgen und es vorzogen auf der Insel zu bleiben. Im XII. Jhd. v.Chr. wurden die ersten Handlungsstationen der Phönizer entlang der Westküste gebildet, dort gründeten sie später die Städte Mozia, Palermo und Solunto. Als die Macht Karthagos wuchs, fielen diese Ansiedlungen unter dessen Kontrolle.

Griechen

Im 8. Jhd. v. Chr. wurde die Insel von den Griechen kolonisiert, die im Verlauf von 100 Jahren einige der wichtigsten Städte auf Sizilien erbauten, wie z.B. Siracusa, Catania, Messina, Gela, Agrigento, Selinunte. Im 5. Jhd. v. Chr. machte Siracusa, in dieser Epoche berühmteste griechische Stadt, die jede andere hinsichtlich ihres Reichtums und ihrer Pracht übertraf, ihre Herrschaft über fast das gesamte Magna Grecia, Großgriechenland, und den Kolonien der Küste Süditaliens geltend und rivalierte sogar mit Athen, Alexandria und Antioch.

Römer

Im Jahre 241 v.Chr. war Sizilien der blutige Kriegsschauplatz zwischen der aufkommenden Nation der Römer und Karthago die damalige dominierende Seemacht des westlichen Mittelmeerraumes. Mit dem Ende des ersten Punischen Krieges konnten die Römer die Karthager endgültig vertreiben und ganz Sizilien mit Ausnahme von Siracusa wurde zur ersten Provinz des Imperium Romanum außerhalb des italienischen Festlandes. Die Ära der Phönizer auf Sizilien ist hiermit beendet.Siracusa, die als uneinnehmbar geltende Stadt, wehrte sich verbissen zwei Jahre lang und versuchte der Belagerung der Römer zu widerstehen.Dies dank Archimedes, einem Mathematiker, Astronom, Physiker und Erfinder, einem der größten Wissenschaftler aller Zeiten, der die Verteidigungsanlagen erbauen ließ. Im Jahre 212 v.Chr. jedoch, während des 2. Punischen Krieges, wurde auch sie eingenommen und somit wurde ganz Sizilien letztendlich der Totalherrschaft Roms untergeordnet.

Beschäftigt die Welt zu erobern und dabei sein Volk mit Korn zu versorgen , begannen die Römer im Landesinnern der Insel die Wälder zu roden, um hier Getreide anzubauen und zu kultivieren, so dass dies Sizilien den Namen „Kornkammer Roms“ einbrachte. Auf Sizilien begannen die Römer die Kunst und die Kultur der Griechen zu entde cken und zu bewundern. Sizilien entwickelte sich zu einem Ort für Urlaub und Vergnügungen und viele bedeutende Persönlichkeiten der römischen Geschichte kamen um die Insel zu besuchen: Der Imperator Adriano erstieg den Ätna und errichtete am Fuß des Hauptkraters des Vulkans einen Altar; Mark Aurel besuchte die Insel; reiche Senatoren begannen hier prachtvolle Villen zu konstruieren, selbst Vergil erbaute hier eine Villa die er oft besuchte. Imposant sind die Reste der Herrschaft des klassischen Zeitalters: die besterhaltensten, majestätischen dorischen Tempelanlagen von Agrigento, Selinunte, Siracusa und Segesta; die antiken Theater von Siracusa, Taormina, Tindari und Segesta; die römischen Amphitheater von Siracusa, Catania, Termini Imerese; die Römische Basilika von Tindari; die Römischen Villen von Patti, Palermo, Noto und besonders von Piazza Armerina, wo man ca. 3.500 m2 bezaubernde Mosaike ans Tageslicht holte, die mit zu den schönsten Mosaiken der Welt gehören und das zu den bedeutesten römischen Gebäudekomplexen gehört, die man in der Moderne entdeckt hat.

 

 

Byzantiner

Mit dem Zusammenbruch und Niedergang des Römischen Reiches hatte sich die Straße der Invasion für die Barbaren geöffnet. Für eine kurze Zeit fiel Sizilien in die Hände der Vandalen und später in die der Ostgoten, bis es dann zuletzt vom Byzantinischen Herrscher Justinian I übernommen wurde. Siracusa wurde für 5 Jahre die Hauptstadt des Byzantinischen Imperiums als der Imperator Konstans II. seine Residenz von Konstantinopel nach Siracusa verlegte.

Araber

Die Kultur Siziliens war zu weiten Teilen griechisch geprägt, bis sich im 9. Jhd. v.Chr. eine neue dynamische Macht im Mittelmeerraum zeigte: die Araber, denen es nach vielen erfolgslosen Angriffsversuchen im Jahre 827 endlich gelang auf sizilianischer Erde Fuß zu fassen. Es vergingen 50 Jahre mit heftigen Kämpfen bis schließlich die gesamte Insel unter die arabische Herrschaft fiel.

Sizilien entwickelte sich zum „Paradies des Mittelmeerraumes“. Die Hauptstädte erwarben sich die Kennzeichen der Metropolen des Orients, aktiv und belebt und mit diversem Handel beschäftigt. Palermo wurde die Hauptstadt der Insel und nach Bagdad die bedeutendste Stadt des Islam, auch hinsichtlich ihrer legendären Parkanlagen und Gärten und den luxuriösen Gebäuden. Die Ländereien wurden wissenschaftlich kultiviert, bearbeitet und bewässert, so daß sie sich derart fruchtbar entwickelten und eine Kultivierung von Pflanzen zuließen wie niemals zuvor in Europa, wie z.B. der Maulbeerbaum, diverse Zitrusfrüchte, die Baumwolle und das Zuckerrohr. Während Europa im Dunkel des Mittelalters versank, erblühten in Sizilien Wissenschaften und Künste.

Normannen

Nach 200jähriger Herrschaft wurden die Araber durch Machtaufteilung ruiniert und durch die normannische Eroberung Siziliens (1060-91) zurückgedrängt. Roger II wurde in orientalischer Pracht gekrönt und somit zum ersten König Siziliens. Herausragende Zeugnisse dieser prachtvollen Synthese von Arabern, Griechen, und Normannen zeigen die majestätischen Kathedralen von Cefalù und Monreale, die mit ihren kostbaren und bezaubernden byzantinischen Mosaiken eines der architektonischen Wunder des Mittelalters darstellen; die Kathedrale von Palermo; der Palazzo Reale von Palermo, auch Normannenpalast genannt, war er einst der Palast der arabischen Emiren, die ihn auf punischen und römischen Ruinen aufgebaut hatten, von den Normannen dann im 12.hd. wesentlich vergrößert, so dass er für eine Weile sogar zum wichtigsten und intellektuell bewegtesten Höfe Europas wurde. Die Cappella Palatina eine der großartigsten Beispiele der fatimidischen Baukunst aufgrund der holzgeschnitzten Decke mit achteckigen Sternen als Symbol des Kosmos, das vollständig erhalten blieben ist; die Kirche der Martorana, berühmt für die prachtvollen byzantinischen Mosaike; und die arabischen „Sollazzi“ von Palermo (Erholungs- und Vergnügungsschlösser), wie die Schlösser von Zisa, Maredolce und La Cuba.

Hohenstaufen und Anjou

Der letzte Normannenkönig Wilhelm II starb 1189 ohne einen Erben zu hinterlassen. Die einzige Erbin war seine Tante Konstanze, Gemahlin des Deutschen Kaisers Heinrich VI von Hohenstaufen. Aus dieser Ehe entstand Friedrich II, Siziliens König und römisch-deutscher Kaiser, die herausragendste Persönlichkeit des Mittelalters. Er war Poet, Wissenschaftler, interessiert an den Geheimnissen der menschlichen Natur sowie an den „Gelüsten des Fleisches“ und wurde von seinen Zeitgenossen für die Faszination die er ausstrahlte als Stupor Mundi „das Wunder der Welt“ getauft. Friedrich, der es bis in den königlichen Palast Palermos schaffte, betrachtete Sizilien als sein Zuhause und sein ideales Land. Wie er während eines Kreuzzuges in Jerusalem bemerkte: „Gott hätte nicht Palestina auserwählt, wenn er mein Königreich Sizilien gesehen hätte“.

Für einen zeitgenössischen Chronist war Sizilien „ein Garten der Erholung inmitten der Einöde des Weißdorns, in den er sehnsüchtig zurückkehrte, wenn er in den Gewässern des Reiches umhersegelte“. Friedrichs wohlwollende Gewaltherrschaft versprach eine Rückkehr zum goldenen Zeitalter Rogers II. Friedrich II promulgierte die Konstitutionen von Melfi, wo erstmals die Basis für die Gründung eines Laienstaates gelegt wurde und auch deshalb wird er noch heute als einer der grössten Staatsmänner aller Zeiten bezeichnet. Architektonisch hatte sich Friedrich II dem primären Interesse der Hohenstaufens nach, militärische Gebäude und Festigungen zu errichten, dem Bau oder Ausbau von Kastellen und Burgen gewidmet. Als bleibende Hinterlassenschaft sind hier vor allem zu nennen das Castello Maniace in Siracusa, das Castello Ursino in Catania, das Castello di Augusta, das Castello die Lombardia und der Turm Federiciana in Enna. Während seiner Herrschaft entstand ausserdem in Palermo die „Schule der sizilianischen Dichterkunst“, die erste Schule der höfischen Poesie in Italien, die einen fondamentalen Beitrag zur Entwicklung einer neuen italienischen Sprache leistete.

Nach Friedrichs Tod (1250) ging die Stauferherrschaft auf Sizilien ihrem Ende entgegen. Seiner Führung folgten 15 Jahre Bürgerkrieg, in dem die rivalisierenden Anspruchnehmer für das Königreich kämpften. Am Ende, durch päpstliche Unterstützung, ergriffen die französischen Anjou die Kontrolle des Königreiches. Die Religions- und Rassenintoleranz der neuen Herrschaft mit der harten Besteurerung und den durch die fremden Truppen beigebrachten Zerstörungen kombiniert, verursachten die Feindseligkeit der Sizilianer, die sich, 1282 gegen die unterdrückende Herrschaft auflehnten.

Aragon und Spanier

Der Aufstand, als die “Sizilianischen Vesper” bekannt, zwang die Franzosen die Insel zu verlassen, diese wurde unabhängig und wählte als König Peter III von Aragon, der durch eine Vermählung mit dem Haus der Hohenstaufen verbunden wurde. Im Jahre 1296 wurde die Insel von Reich der Aragons getrennt und mit der Erschaffung des Königreichs der Trinacria, unter der Herrschaft von Friedrich III., durchlebte sie wieder eine Zeit der Unabhängigkeit. Das gab den Anstoß für 90 Jahre intermittierende Kriegsführung zwischen dem aragonischen Königreich Siziliens und dem der Anjou von Neapel. 1372 überwog endlich der Frieden, aber das kam zu spät. Die Prosperität der Insel war verschwunden, Anarchie und Armut hinterlassend waren alle grossen Einkünfte für den Krieg ausgegeben worden.

Die vielen Kriegsjahre spiegelten sich auch in einer Machtverminderung der Krone und in den wachsenden Forderungen der Baronie wieder, die jetzt zur führenden Klasse wurde. Eine spanische Invasion brachte Sizilien, im Jahre 1392, unter direkte Herrschaft Spaniens. Von da an war Siziliens König ein permanent interessenloser Drückeberger, und ungefähr 300 Jahre lang wurde die Insel von fremden Vizekönigen regiert. 1713 übergab das Utrecht-Abkommen, das den Krieg um das spanische Erbe beendete, Sizilien an Savoyen, welches es 1720 mit dem Herrscher Charles VI von Österreich gegen Sardinien eintauschte.

Bourbonen

1734 eroberte der Bourbone Don Carlos, später Karl III, spanischer König, Sizilien und das Reich von Neapel, diese wurden 1735 durch die Krönung Don Carlos vereinigt als „Königreich beider Sizilien“. Die Bourbonen, die tatsächlich von Neapel aus regierten, brachten Sizilien und auch Neapel, das zuweilen von der Ferne aus regiert wurde, eine gewisse Unabhängigkeit zurück. Die Bourbonischen Könige waren in Neapel ansässig, ausgenommen 1799 und von 1806 bis 1815 als Neapel in französischer Hand war. Die zentrale Politik der Bourbonen wurde von den sizilianischen Adligen geduldet, aber sie begrüssten den britischen Eingriff (1811-14) sehr. Auf die feudalen Sonderrechte wurden 1812 verzichtet, aber in der Praxis dauerten sie noch wesentlich länger fort. Neapel und Sizilien wurden 1816 vereint, trotz sizilianischer Proteste, als König Ferdinand IV sich selbst offiziell zum König der beider Sizilien ernannte. Aufstände ereigneten sich 1820 und 1848-49 und wurden erbarmungslos niedergeschlagen. Aus der Zeit der Bourbonen sind sicherlich erinnerungswürdig der Palazzina Cinese in Palermo, ein Symbol des orientalischen Geschmacks aus dem Ende des 17. Jhds., und aus dem 18. Jhd. das Jagdschloß in Ficuzza, Ort des Vergnügens des Bourbonenkönigs Ferdinand und Maria Carolina, die zwangsweise aufgrund der fortgesetzten Tumulte von Neapel ins palermitanische Exil gingen.

Sizilien heute

Sizilien blieb bis zur Ankunft von Giuseppe Garibaldi, der im Jahre 1860 mit seiner berühmten Armee der 1000 rotgekleideten Freiwilligen auf der Insel ankam, unter bourbonischer Dynastie, und wurde infolge des rapiden Erfolgs von Garibaldis Kampf an das Königreich Italien angeschlossen. Seit 1946 gehört Sizilien zur italienischen Republik und hat den Status einer autonomen Region, mit einem eigenen Parlament, welches in Palermo ansässig ist.

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